Berichte von ein paar schönen Flecken der Welt :)

Montag, 17. September 2007

Auszeit im Chiller-Camp auf Ssese

Basti, Lea, Franzi, Annika, ich und Charles (ein arbeitsloser, studierter und supercooler Ugandaner) waren noch einmal 3 Tage auf den Ssese-Inseln im Viktoriasee.

Wir wollten mal raus, weil die Stimmung im Transitory Home grade am Tiefpunkt angekommen war... Die Maedchen lernen da - meiner Meinung nach - unbedingten Gehorsam und Unterwuerfigkeit und das wurde uns jetzt nachdem die Ferien zu Ende sind ein wenig zu krass, sodass wir was gesagt haben, was man hier aber eben einfach nicht macht... Hmm.. Dinge kritisch zu hinterfragen oder offen zu diskutieren gibts hier einfach viel zu selten!
Jedenfalls waren wir auf Ssese, mit matatu (Taxi), Schrott-"Faehre" und Boda-Boda (Abenteuer =) ein Taxi ist niemals vol, das haben wir mal wieder gelernt: die Faehre ist vor ein paar Jahren schon mal gesunken und wurde dann wieder "restauriert", was man ihr auch sofort ansieht... ein schwimmender Schrottplatz... aber das macht das Ganze hier ja auch nur so cool!).
Wir waren auf einem Campingplatz (im Reisefuehrer beschrieben als In=Treff fuer Backpacker), im Family-Zelt direkt zwischen Urwald und weissem Sandstrand mit Fischerbooten. TRAUMHAFT =)
Es war einfach super idyllisch!!! Am ersten Morgen toben Affen ueber mir auf den Baeumen waehrend ich dusche, daneben grunzt ein rosa Schwein durch den Urwald...
Als wir dann loslaufen kommt ein fast zahnloser Afrikaner mit Strohhut auf uns zu und stellt sich als unser neuer Guide vor. Wir gehen einfach mal mit: Quer durch den Urwald (wo wir auch die ruecksichtslose Abholzung zugunsten von japanischen Oel-Palm-Plantagen zu sehen bekommen... Grauenhaft) zu einem kleinen Fischerdorf.
Hier stechen wir dann mit einem Fischerboot auf in den Viktoriasee =) (rein darf man ja leider nicht). Passend dazu haben wir auch supergeiles Karibik-Wetter!
Ich sitze die 3 Stunden ganz vorn am "Bug", lass mir die Sonne ins Gesicht scheinen, es ist einfach unglaublich schoen!
Zurueck im Camp wurde es dann ein wenig internationaler: Amis, Briten, Israelis, Hollaender und eine Spanierin sind angekommen... Wir geniessen den restlichen Tag in Haengematten und spaeter mit Bier am Lagerfeuer. Schee ischs hier!
Fast kommen wir am letzten Tag nicht mehr nachhause, weil wir alle so gut wie pleite sind... typisch! Die Rueckfahrt wird dann auch ganz witzig, in nem stinknormalen Kleinwagen, zunaechst zu acht (gestapelt: das gilt hier aber noch als leer), als dann noch mehr aufgesammelt werden sollen, kommt der Fahrer auf die wahnwitzige Idee, zu zweit auf dem Fahrersitz zu sitzen, zwei nicht grade schmale erwachsene Maenner! Und zwar der Fahrer auf Charles' Schoss! Da streiken wir... (Eigentlich heisst es passen locker 12 oder mehr Leute in so ein Auto rein) Irgendwann werden wir bei einer Polizeikontrolle angehalten, weil das Auto zu voll und zu schnell ist, aber mit ein paar Tausendern Ush Schmiergeld hat sich das schnell gegessen... So ist das eben hier.
Zufaellig haben wir im Camp auf Ssese die Besitzer getroffen, zwei deutsche Oberhippies! Der Hammer die beiden! Uschi Obermaier Nr. 2! Zum Aussehen sag ich mal nix, da duerft ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen. Fast mehr beeindruckt als von der Natur war ich von deren Leben:
Die haben den Campingplatz vor 10 Jahren als einen der ersten hier auf Ssese aufgebaut und hier gleich mal geheiratet mit ugandischem Fernsehen und trallala...
Seit Anfang der 80er sind sie nur in der Weltgeschichte unterwegs, schauen jeden Tag, wie sie so ueber die Runden kommen und uebernehmen trotzdem noch das Schulgeld fuer einige Kinder hier. Beide koennen sich ein Leben in Europa gar nicht mehr vorstellen. Wann LEBT man denn, wenn nicht jetzt? Wann ist spaeter? Wofuer sparen ohne Ende?
Afrikaner (um mal alle in eine Schublade zu stecken) arbeiten jeden Tag so viel, dass es zum Leben reicht und LEBEN den restlichen Tag, es kann ja alles so schnell vorbei sein!
Ich finde das alles so krass! Diese beiden voellig unterschiedlichen Lebensanschauungen... so ganz kann ich mir das (fuer mich selbst) nicht vorstellen: Ein Leben ganz ohne Vorsorge und Sicherheit. Wuerde ich noch lange darueber nachdenken, koennte ich wohl auch nicht mehr guten Gewissens bei uns leben. Also verdraeng ichs (ich will ja zurueck!), wie ungefaehr jeder Deutsche. Wie beruhigt der denn sonst sein Gewissen, wenn er weiss, dass er von einem kleinen Teil seines Vermoegens einigen Kindern den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung ermoeglichen koennte? Aber ich weiss ja auch, dass man eben nicht jedem helfen kann.

Es muss sich noch so vieles aendern!
Ich glaub noch dran =) "Alles wird sich aendern, wenn wir gross sind"
In diesem Sinne... alles Liebe!!

PS: Schaetzt es, "zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Eltern" geboren worden zu sein, das hat mir neulich ein Ugander gesagt, und damit hat er so recht!

PS 2: Einige haben mir wegen den Ueberflutungen hier in Uganda geschrieben... grade ist die kleine Regenzeit, das heisst bei uns in Masaka regnet es auch recht viel, aber die ganz krassen Ueberschwemmungen sind nur im Norden!

Freitag, 7. September 2007

Mitten in der Dritten Welt

Die letzten Tage hab ich in den armen Seiten Ugandas verbracht...

Im Gefaengnis in Uganda


Das verrostete Hinweisschild haengt schon schief, darauf zu lesen ist "Governmental prison farm". Wir sind direkt an der Grenze zu Tanzania (Mutukula), um dem Gefaengnis Caritas-Spenden zu ueberreichen (Zucker, Maismehl, Matratzen).

Als ich das Gefaengnis seh, denk ich zuerst an eine Jugendfarm. Es ist abgegrenzt mit Stacheldrahtzaun mit riesigen Loechern, drinnen huepfen Huehner um die Blechhuetten. Drum herum spielen die Kinder.


Das klapprige Tor steht offen und wird mit einem einzigen Stoeckchen verriegelt. Ein Waechter taucht ab und zu mit uraltem Gewehr auf. Also viel Sicherheit verspricht es nicht, ich vermute aber, dass die Maenner hier zum Teil besser leben als daheim...

Die Straeflingshuetten sind total verloechert und werden mit einem kleinen Vorhaengeschloss verriegelt.

Als wir kommen, versammeln sich die mit gelben Shorts bekleideten "Haeftlinge" um uns und singen und tanzen. Die Stimmung ist gut. Verrueckt!

Einer erzaehlt, er habe ausversehen einen Mann ueberfahren, konnte das Schmerzensgeld aber nicht bezahlen und sitzt deswegen hier.


Was fuer ein krassen Beispiel fuer die Dritte Welt das hier ist, denke ich mir.

Zuerueck fahren wir hinten auf dem Pickup. Es ist wie im Traum =) Die Sonne scheint uns ins Gesicht, die wunderschoene Landschaft zieht vorbei, bananenueberladene Fahrraeder und Frauen laufen ueber den roten Lehmboden und ueberall winken die Menschen...



Ein Brunnenprojekt im Busch

2 Tage lang sind Basti und ich zu einem von Caritas gesponsorten Brunnenprojekt mitgegangen.

Nicht weit von Masaka, irgendwo im Busch, wurde in 2 Tagen ein Brunnen fast fertig gebaut! Es ist wirklich schoen so etwas hier zu sehen, wo man die Kinder sonst mit ihren gelben Kanistern an den verdreckten und algenuebersaeten Wasserloechern knien sieht!
Das ganze Dorf hat sich um uns versammelt, alle wollen helfen, mittags werden wir bekocht wie die Koenige (Ich kann mich aber immer noch nicht so ganz mit den "Spezialitaeten" hier anfreunden, vor allem nicht mit dem Tee mit 10 Loeffeln Zucker drinnen). Mein Magen ist inzwischen aber einiges gewoehnt =) Ich ess fast alles, ob ihrs glaubt oder nicht... (ausser Fleisch, Wurst gibts nicht *g*)


ohne Kommentar =)









Heute waren wir in einer Taubstummen-Schule, Behinderte werden hier ansonsten versteckt! Die Kinder haben nichts und schlafen zu zwanzigst in einem winzigen Raum, zu zweit oder dritt in einem Bett, in Dreierstockbetten! Es ist eigentlich haarstraeubend, jetzt verstehe ich, warum die meisten hier so eine harte Schale bekommen haben...


Ich komme immer haeufiger in einen Gewissenskonflikt. Wir wuerden doch alle niemals mit den Menschen hier tauschen wollen. Wir sind also nur hier, um unsere Luxus schaetzen zu lernen und daheim schoene Bilder zeigen zu koennen... und doch sind die Menschen so herzlich zu uns... aus Mangel an Bildung!


Machts gut!

Ganz liebe Gruesse!

ps: Ich hab mich schon als BodaBoda-Fahrer probiert ... also falls es mit dem Studium nicht klappen sollte =) Der Job ist glaub ich abenteuerlicher als Polizist, Feuerwehrmann und Mafiaboss zusammen *haha*


>> Wohin deine Reise geht, haengt nicht davon ab, woher der Wind weht,
sondern wie Du die Segel setzt.