Berichte von ein paar schönen Flecken der Welt :)

Montag, 15. Oktober 2007

Die Welt dreht sich zu schnell

Aaaah, Wahnsinn! In ner guten Woche gehts schon wieder Richtung Heimat! Die Zeit vergeht so schnell...
Ich freu mich schon riesig, euch alle zu sehen, und auf den Kuehlschrank, und das Essen und die warme Dusche und mein Bett und den Park und und und... und gutes Wetter natuerlich! Meine neuen Roecke einweihen =)

Ich kann leider keine Bilder mehr hier reinstellen, keine Ahnung warum. Aber dafuer duerft ihr gespannt sein... zeig sie euch dann daheim!

Alles Liebe,
Marion

Freitag, 5. Oktober 2007

Kampala-Trip der Superlative

Ach du je... die letzten 3 Tage waren eigentlich unbeschreiblich... Ich versuchs einfach mal
Kampala - aaaahrg
Am 3. Oktober war in der Deutschen Botschaft in Kampala eine grosse Party. Zu diesem Anlass sind Basti und ich 3 Tage nach Kampala gefahren. Mit einem etwas altersschwachen Bus sind Charles, Bast und ich am Dienstagmorgen losgefahren. In Kampala hat uns mal wieder das uebliche bunte Treiben (oder auch das uebliche heillose Chaos) erwartet. Ich find die Stadt einfach nur extrem anstrengend und bin immer wieder froh, zurueck "daheim" zu sein, obwohl sie als sehr gruene und eher laendliche Dritte-Welt-Hauptstadt im Reisefuehrer beschrieben wird. Naja, Ansichtssache...
Eigentlich ist man die meiste Zeit damit beschaeftigt, sich durch die Menschenmassen zu zwaengen und sich an den endlosen matatu-Schlangen vorbeizuquetschen, die im Dauerstau zu stehen scheinen.
Mir fallen immer wieder die Widersprueche auf, die Afrika so ausmachen, Tradition und Moderne:
ein bananenueberladenes Fahrrad schlaengelt sich an einem nagelneuen Mercedes vorbei, junge Afrikanerinnen im Minirock neben aelteren Frauen in Gomez (eine Art Nationalkleidung) und mit Unmengen Bananen auf dem Kopf, Huehner springen vor einem Wolkenbkratzer auf der Strasse herum, Blechhuetten neben modernen Glasbauten, ueberall korrupte "Polizisten" mit Kalaschnikow,... Ich koennte noch ewig weiter erzaehlen.
Politiker im Geldrausch
Am Abend des ersten Tages treffen wir uns mit dem Minister, mit dem wir schon mal in Masaka in der Disco waren. Der Typ stellt sich als Paradebeispiel fuer einen im Geld schwimmenden afrikanischen Politiker, der vermutlich viel Dreck am Stecken hat... Naja, wen wunderts, die ganzen Reichtuemer Ugandas muss ja irgendwer verprassen, wenns nie beim Volk ankommt.
Jedenfalls kam er mit Butler und dickem Auto an und hat Charles erst mal wie ein Stueck Sch... behandelt. Dann sind wir mit ihm auf den Campus der Makarere-Uni gefahren (das ist die groesste Uni Ost-Afrikas mit 30000 Studenten), wo er uns zum Essen eingeladen hat.
Der Butler musster zuerst einmal 4 Handy-Aufladekarten besorgen, die am Ende des Abends aufgebraucht waren, weil der gute Minister nonstop mit dem Koenig Bugandas, dem Vize-Praesidenten und anderen hohen Tieren telefoniert hat. Dann hat er uns ploetzlich einen seiner 6 Laptops auf den Tisch gestellt, wir sollten bis zum Essen im Internet surfen... Witzbold... Also wenn man das mit den 'normalen' Verhaeltnissen hier vergleicht, hauts einen einfahc nur vom Hocker!! Ausserdem hat er uns noch erzaehlt, Merkel sei ne Freundin von ihm und er sei mal CDU-Mitglied gewesen und er Bill Gates komme im April zu ihm zu Besuch. Na prima...
Spaeter sind wir etwas rausgefahren aus Kampala City durch das Bonzenviertel mit Hotels, Kasino, usw, um uns mit einem Kumpel von ihm, dem Praesidentenberater (einem dicken Ugander, der in den USA aufgewachsen ist) zu treffen. Dann gings los: Wir sollten erst mal einkaufen gehen, in einem Supermarkt. Zuerst haben sich die beiden mit nem Security-Typ angelegt, dann drinnen haben sie uns einen Korb in die Hand gedrueckt mit dem Auftrag "Take everything you want". Ich dacht ich bin im falschen Film! Am Ende hat der Typ einfahc den Korb voll geladen, mit irgendwelchem Mist und es wurden 60000 Ush. Fuer uns ist das nicht sooo viel, aber hier ist es ein Lehrer-Monatsgehalt! Wahnsinn!
Uebernachtet haben wir in nem Haus mit Mauer und Nachtwaechter. Ich hab mich nur noch ins Transitory zurueckgewuenscht!!! Noch nie zuvor hab ich so deutlich gemerkt, dass Geld allein nicht gluecklich macht! Die Villa war so lieblos und ungemuetlich!
Neuer Tag, neues Glueck
Am zweiten Tag fluechten wir foermlich aus der Villa und gehen auf den Owino-Markt, anscheinend den groessten, und wenn ihr mich fragt schrecklichsten, Markt Eastafricas. Ein heilloses Durcheinander, man watet durch Muellberge und einfach ueberall sind Menschen...
Am Abend sind wir in das Haus des deutschen Botschafters eingeladen, wo jedes Jahr am 3. Oktober gross gefeiert wird. Wir kommen also um kurz nach 18 Uhr und einigen Verirrungen dort an, mit grossem Rucksack und etwas verschwitzten Klamotten =) Vor der Villa standen ein paar Hundert dicke Autos und einige Waechter. Die ganze High Societz Ostafrikas trifft sich dort immer, das sollten wir aber erst vor Ort erfahren. Als wir hineingehen werden uns erst einmal die Rucksaecke abgenommen und durchsucht. Eine Jazz-Band spielt, die Villa ist von allen Seiten beleuchtet, ueberall haengt unsere Flagge und alles ist voller Menschen in Anzug und Abendkleid und mit Champagner in der Hand! Oh Gott!!!
Naja, es gibt aber frei Getraenke und deutsches Essen =) Zunaechst der einzige Grund zu bleiben...
Mal reden wir mit nem Ministern, mal mit der Botschafters-Frau und mal mit dem Daimler-Chef Ostafrikas, verrueckt!!! Wie skurril das alles ist... Einmal will irgendwin hohes Tier ein Foto mit uns machen. Ich hebe meine Kamera dabei und hau einfach mal die Frau neben mir an, ob sie das Foto machen koenne. Der Typ neben mit versinkt daraufhin fast im Boden... das war dummerweise die Frau des Daimler-Chefs und die ist wohl was Besseres. Naja, so vergeht der Abend also. Irgendwann sitzen alle "volunteers"auf dem Boden und geniessen ugandisches Frei-Bier =) Um 22 Uhr wissen Basti und ich immer noch nicht, wo wir die Nacht verbringen, zurueck in die Villa wollen wir nicht. Also gehen wir mit den anderen volunteers mit, zu irgendnem Kenyaner nach Hause und dann nachts mit Boda-Boda in irgendein Hostel. Am naechsten Tag fahren wir dann mit Kopfweh und nem Bus, der alle Geschwindigkeitsrekorde bricht und sich ein Wettrennen mit 2 anderen Bussen liefert, zurueck nach Hause.
War ein aufregender Ausflug, vor allem aber ein schockierender und lehrreicher!
Zurueck in der Realitaet
Wenn ich nicht irgendwo unterwegs bin, geniess ich einfach nur die Zeit mit den Maedels vom Transitory. Die sind mir inzwischen so ans Herz gewachsen! Und die Zeit vergeht so schnell, nur noch 3 Wochen! Am 24.10. flieg ich los, bin dann 2 Tage in Dubai (Kulturschock!!!) und komm am 27.10. abends in Frankfurt an =)
Mir kommts inzwischen so vor, als fuehre ich ein Doppelleben. Das ist hier alles schon so normal, und Deutschland wie ein Traum. Ausserdem kann man sich an das faule Leben hier ganz gut gewoehnen =)
Andererseits gab es in letzter Zeit auch ein paar Tiefpunkte. Es ist zum Beispiel das normalste der Welt hier, in der Schule mit dem Stock zu bestrafen. Sobald ich jetzt einen Stock seh, fang ich an zu zittern. Die Gruende dafuer sind meist so nichtig!!
Money, money, money
Was mir auch immer klarer wird,ist, dass man als Weisser erstmal nur als Geldgeber betrachtet wird. Manchmal weiss ich gar nicht mehr, woran ich bin. Als ich ein Maedchen nach den Ferien zur Schule gebracht habe, hat mich der Headmaster erstmal gefragt, ob ich das Schulgeld bezahl... Als Freund wurde ich nicht gesehen. Und es ist eben wirklich so, dass fast alles finanziell vom Westen abhaengig ist (wobei die Entwicklungsgelder eigentlich nur dem Lebensstil der Regierung zugute kommen).
Grossputz
Nach 8 Wochen war bei usn Landunter, also war Putzen angesagt (Basti und ich habens beide nicht so mit der Ordnung)... es war wirklich hoechste Zeitn (wir wussten davor schon, dass wir 2 Maeuse im Zimmer haben):
Aus einer Schublade hats voll rausgestunken, die haben wir dann einfach nicht mehr aufgemacht. Als dann Sarah (ein Maedchen von hier) die Schublade geoeffnet hat, kam erst mal ein bestialischer Gestank raus und dann eine frische Maeuse-Familie mit einer toten Maus... na lecker! Aber man gewoehnt sich ja an alles =)
Also, wir sehen uns bald wieder! Ich freu mich!
Ich drueck euch aus dem wunderschoenen Afrika =)